Im Alltag passieren so schöne Geschichten - erzählenswert und wunderbar - eben Alltagswunderbarkeiten - meine Lieblingsgeschichten erzähle ich hier in meinem Blog: 

11.07.2020

An der Kasse

Endlich Feierabend und nur noch schnell in den nächsten Supermarkt um die zwei fehlenden Zutaten für das Abendessen einzukaufen. Das war mein Plan. Der Tag war anstrengend und nervig, ich wollte eigentlich nur nach Hause und tröstete ich mich damit, dass es nicht lange dauern würde. Die vielen Autos auf dem Parkplatz trübten meine Idee vom schnellen Einkauf ein bisschen ein. Offenbar fehlten noch mehr Menschen Zutaten fürs Abendessen. Den kurz aufflackernden Impuls, wieder umzudrehen unterdrückte ich, parkte und betrat den Markt.

Die Stimmung im Laden war seltsam angespannt und gestresst. Jeder war mit sich und seinem Einkauf beschäftigt, gesenkte Köpfe, hektische Griffe in die Regale und weiter zum nächsten Lebensmittel. Einkaufszettel wurden abgehakt, wer einen Bekannten traf nickte flüchtig und schob dann schnell den Wagen weiter. Alle wollten möglichst schnell wieder raus aus dem Geschäft und nach Hause oder wohin auch immer.

Ich hatte meine Sachen fast zusammen, da tönte auf einmal ein lautes Rufen durch das Geschäft, „Haaalllloooo“ und gleich nochmal laut und durchdringend „Haaalllooooo“, ich drehte mich um und sah einen jungen Mann, der jeden, den er kannte oder auch nicht kannte so begrüßte.

Verwunderung, Ignorieren, Wegducken, alles Mögliche war bei den Menschen zu beobachten und ich, ich machte mich schnell auf den Weg zum Bezahlen. Da stand er dann plötzlich direkt hinter mir und grüßte weiter.
Warum denn ausgerechnet heute, dachte ich ganz leise, sonst bin ich gar nicht so, rechtfertigte ich mich vor mir selbst, aber heute passte das nun so gar nicht in meine Stimmung und mit jedem lauten „Hhhhaaaaloooo“ wollte ich nur noch dringender raus und nach Hause.

Hinter der Kasse saß ein junger Typ, knapp 20 Jahre alt, Gel in den Haaren, muskulös, gepflegt, wahrscheinlich Marken-Klamotten unter dem Kittel, mutmaßte ich.Ich legte meine Sachen nach dem Bezahlen schnell wieder in den Einkaufswagen und hatte die Ausgangstür schon fest im Blick als plötzlich alles ganz anders war. Hinter mir hörte ich wie der Kassierer den jungen Mann freundlich und warm begrüßte. Ich hielt inne.

„Hey, da bist Du ja, ich dachte schon Du kommst heute nicht“, sagte er zu ihm.
„Doch, immer, weißt Du doch. Hier guck mal, reicht das“, fragte er und breitete die Münzen aus seiner Hand neben der Kasse aus.  In aller Ruhe zählte der Kassierer das Geld. Die Schlange an der Kasse war ihm völlig egal. Eine Jugendzeitschrift, eine Tüte Chips und eine große Flasche Limonade sollte es sein. Ich war stehengeblieben und beobachtete die Beiden fasziniert. Die Szene  war irgendwie genauso besonders wie alltäglich und dieser Moment berührte mich sehr.„Ja, das reicht, aber warte mal, die Zeitung hast Du doch gestern schon gekauft, die brauchst Du nicht nochmal, oder“, fragte er nach.„Ne, ich glaub nicht“, entschied er.„Okay“, dann lege ich sie zur Seite.
Dann fing er an die restlichen Artikel über den Scanner zu ziehen, nahm das Geld und packte ihm die Sachen noch in den Rucksack. Am Ende verabschiedeten die Beiden sich laut und herzlich.

Und ich? Ich bin nach Hause, habe gekocht und war dankbar für diesen besonderen Moment.

Heyka - 14:22:25 @ Alltagswunderbarkeiten | Kommentar hinzufügen

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