Im Alltag passieren so schöne Geschichten - erzählenswert und wunderbar - eben Alltagswunderbarkeiten - meine Lieblingsgeschichten erzähle ich hier in meinem Blog: 

11.07.2020

Der Ring

Die Geschichte beginnt im Dezember 2010 an. Ich habe damals eine Goldschmiedin kennengelernt, die in ihrem Angebot „Seelenringe“ hatte. Bei solchen Dingen lacht mein Herz und ich wollte gerne einen haben. Es sind schlichte, massive Silberringe, die mit drei persönlichen Worten graviert werden. Worte, die einem viel bedeuten, die man mag, die man mit sich in Verbindung bringt, die einem aus der Seele sprechen. Nachdem er fertig war habe ich diesen Ring jeden Tag getragen. Mit der Zeit hat er ein paar Schrammen bekommen und die matte Oberfläche wurde langsam glänzend. Überall wo ich war, war er dabei. Immer wieder habe ich mir die Worte angesehen, den Ring gedreht und mich an ihm gefreut.

Ein paar Jahre später, im Herbst, war ich mit einer Freundin und unseren Hunden an einem See. Es muss einer der letzten Badetage für die Hunde gewesen sein. Für uns war es schon zu kalt und so sind wir am Ufer geblieben. Wir haben geklönt und Bälle geschmissen, die Hunde haben gespielt und dann passierte es: ich schmiss einen Ball, sah ihm und meiner Hündin hinterher und wunderte mich über das was da noch durch die Luft flog. Es war mein Ring, der mir beim Wurf vom Finger gerutscht war und der nun zusammen mit dem Ball im See versank.

Nach einer Schrecksekunde haben wir schnell unsere Hosen und Schuhen ausgezogen und sind auf Zehenspitzen in den kalten See. Er ist an einer Stelle gelandet an der uns das Wasser bis zur Hüfte ging und unsere Hoffnung war groß den Ring zu finden. Sehr zur Verwunderung unser Hunde standen nun also wir im Wasser und trippelten mit den Füßen tastend den sandigen Untergrund des Sees ab. Aber er blieb verschwunden. Irgendwann haben wir mit eiskalten Beinen die Suche aufgegeben. Nun war ich also ohne meinen Seelenring.

Immer, wenn ich danach an dem See war, habe ich natürlich daran gedacht, das Ufer abgesucht, er hätte ja auch angespült werden können. Als es langsam wieder wärmer wurde bin ich ins Wasser und habe weitergesucht. Mein Ring blieb verschwunden und mein Finger fühlte sich immer noch nackt an.

Dann, an einem Abend, klingelte es an meiner  Haustür. Ich war grad am Kochen, öffnete und freute mich über den spontanen Besuch meiner Freundin. Wir hatten uns lange nicht gesehen. Ihre Hände hatte sie hinter dem Rücken verschränkt, aufgeregt forderte sie mich auf  eine Hand auszuwählen. Ich war verwundert und irritiert und  entschied mich dann für die rechte.

Langsam und mit einem breiten Lächeln nahm sie den linken Arm nach vorne, öffnete ihre Hand und darin lag er - mein Ring! Gut acht Monate nachdem ich ihn verloren hatte war er wieder da! Er war nicht mehr silbern sondern schwarz angelaufen – aber unverkennbar, mein Ring. Meine Freude war riesig - ich hätte heulen können und hab das an dem Abend auch noch getan.

Zuvor war sie mit ihrem Mann und Hund am See, baden, spielen, den Sommer genießen. Ein Vater und seine zwei Kinder hatten ihre Picknickdecke ausgebreitet und gingen schnorcheln. Plötzlich tauchte der Mann auf, streckte seinen Arm in die Luft und rief fröhlich in die Runde, dass er gerade einen Ehering gefunden hätte. Worauf hin meine Freundin sofort rief, dass sie wissen würde wem er gehört. Die Reaktion waren ungläubige Blicke von allen Seiten, aber sie wusste ja wie mein Ring aussah und nachdem sie ihn beschreiben konnte, hat er ihr seinen Fund übergeben. Von all dem habe ich nichts mitbekommen. Erst als sie kurz darauf bei mir vor der Tür stand – mit meinem Ring!

Überraschung – Zufall – Wunder? Keine Ahnung, aber in jedem Fall ein Moment, den ich nicht vergessen werde.
Ich habe ihn damals nicht poliert. Das Dunkle ist langsam wieder glänzend geworden und ich habe noch heute jeden Morgen ein dickes Grinsen im Gesicht, wenn ich ihn aufstecke und er mich wieder durch mein Leben begleitet. Die eingravierten Worte sind übrigens: Lieben – Fühlen – Sehen – Sein

Heyka - 14:17:09 @ Alltagswunderbarkeiten | 1 Kommentar



 
 
 
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